Diese Seite ist ein Konzept für
eine Veröffentlichung in der MNU. Sie ist mit Links ausgestattet,
die das dort Beschriebene anschaulich erfahren lassen sollen. (Sie kommen
mit Hilfe des 'Zurück'-Taste (manchmal mehrmals drücken) ihres
Internet-Browsers wieder zu dieser Seite zurück)
Biologie-online-Unterricht mit und aus dem Internet
An dieser Stelle soll versucht werden, neben meiner für Biologen
interessanten Web-Site, auch die sehr spezielle Art und Weise
zu beschreiben, wie das WWW methodisch über interaktive Selbstlernkurse
im Unterricht eingesetzt werden kann.
Allerdings erscheint es in der gewünschten Kurzform schwer
machbar, eine Website so zu beschreiben, dass man die ganze Funktionalität,
ihre Vorzüge und Nachteile, abschätzen kann. Deshalb sollte der
geneigte Leser, der sich intensiv für die unterrichtliche Nutzung
dieser Seite interessiert, sie besser auch online besuchen [1].
Dort findet man diese Ausführungen zusätzlich mit HTML-mäßig
eingebauten Links ausgestattet, die das Beschriebene anschaulich erfahren
lassen. [2]
1 Anfänge meiner unterrichtlichen Web-Nutzung
Während meiner Tätigkeit als Auslandsdienstlehrkraft an
der Humboldtschule in Costa Rica versuchte ich den Wünschen des Schulvorstandes
nach einer Einbeziehung der Internet-Nutzung in den Unterricht nachzukommen.
Meine Recherchen im Internet im Jahre 1997 führten jedoch zur
Ernüchterung: es gab zwar gutes Material auf Universitätsniveau,
schülergerechte Seiten waren jedoch Mangelware. An der Humboldtschule
konnte jedoch wegen den zahlreichen deutschen und costarikanischen Prüfungen
und dem daraus resultierenden Stoff- und Leistungsdruck keine Stunde für
die zeitintensive Suche im Internet mit wenig schulischem Nutzen verschenkt
werden. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, dass das, was man aus dem
Internet einsetzen wollte, in den Unterricht passen musste. Dieses Material
wurde folglich über die Homepage der Humboldtschule erst speziell
ins Netz gestellt.
Die ersten Übungen waren einfache Multiple-Choice-Tests
zur Überprüfung des Wissensstandes verändert nach dem Costa
Rica Quiz-Modul (Javascript) [3]
auf der Humboldt-Homepage [4]
von meinem Kollegen Thomas Gebhardt [5].
(Solche Tests waren sicherlich sinnvoll in einem Land, in dem die einheimischen
zentralen Prüfungen in Form von Multiple-Choice-Examen
durchgeführt werden.)
Es folgten Lückentext-Übungen mit einem Javascript-Lückentext-Modul,
das Herr Gebhardt eigentlich für die Kollegen der Fachschaft Deutsch
programmiert hatte.
Nach dem Kennenlernen weiterer Javascript-Module wie Dia-Schau oder
Mauszeiger-Abtastbild reifte die Vorstellung, dass man mit der Internetsprache
HTML (Hyper-Text-Markup-Language) und den integrierbaren Javascript-Modulen
in einfacher Weise und ohne Programmierkenntnisse kleine Selbstlernprogramme
aufbauen kann.
2 Das entwickelte Konzept der Selbstlerneinheiten
Eine reine Wissensvermittlung über Text mit zugehörigen Abbildungen
sollte vermieden werden, da dafür Bücher besser geeignet sind.
Stattdessen sollten die Selbstlern-Materialien in Form von programmiertem
Lernen entwickelt werden. In die Arbeit am Computer und mit dem Internet
sollten die interaktiven Möglichkeiten dieser Medien einfließen.
Dementsprechend gibt es zu Texten neben einfachen wiederholenden Fragen
immer wieder mit Links verknüpfte Verständnisfragen oder Impulse,
die zum Mitdenken und Nachdenken
anregen sollen. Die Richtigkeit der Überlegungen kann man dann
durch Anklicken eines Bildschirmschalters in einer sich öffnenden
Dialogbox überprüfen und gegebenenfalls seine Gedanken korrigieren.
Informationen aus den Abbildungen der sogenannten Mauszeiger-Abtastbilder
können nur aktiv abgerufen werden. Dabei fährt der Lernende mit
dem Mauszeiger über die angebotene Abbildung und bekommt an den angesteuerten
Stellen die zugehörende Information in einer Informationsbox angeboten.
Nur diejenige Information kann entnommen werden, die durch Ansteuern abgerufen
wird.
Manche Informationen sind auch dadurch "versteckt", dass sie nicht
im fortlaufenden Text erscheinen, sondern in einer Antwortdialogbox eine
mögliche Antwort mit zusätzlicher Information ergänzen.
Schwierigere Sachverhalte werden gelegentlich in einer Dia-Schau
dargestellt und lassen sich hier durch Zerlegung in Einzelschritte leichter
verstehen.
Auch trickfilmartige Darstellungen in Form von animierten GIFs
können dem Lernenden helfen, komplizierte Zusammenhänge, Veränderungen
oder Bewegungen leichter zu verstehen.
Arbeit und Spiele am Computer verführen jedoch oft dazu, möglichst
rasch durch die Seiten zu "flippern". Da nur spektakuläre oder immer
wieder auftretende Fakten ins Langzeitgedächtnis gelangen, soll mit
Hilfe von ausdruckbaren Arbeitsblättern,
Memory(-Quiz), Lückentexten
oder Multiple-Choice-Tests (Trainer
genannt) zum Verweilen beim Thema und zur Beschäftigung mit den zu
lernenden Stoffen angeregt und damit ihre Aufnahme in das Langzeitgedächtnis
gebahnt werden.
Schließlich kann der Lernende wieder durch Lückentexte
und Multiple-Choice-Tests als Lernzielkontrollen seinen Wissensstand überprüfen
und so zu einem Nacharbeiten bestimmter Bereiche angeregt werden.
3 Kompromisse aufgrund des Internetkonzepts
Für die Nutzung des Internets muss allerdings den doch recht langen
Übertragungszeiten der Daten im Vergleich zu einer lokal genutzten
CD Rechnung getragen werden. Deshalb ist das Lay-out absichtlich schlicht
und die Graphiken sind in nicht zu großen Dimensionen, in speicherplatzsparenden
Formaten und einfachen Windows-Farbenkombinationen ausgeführt.
Seiten oder Abbildungen, die zu lange brauchen, bis sie geladen sind,
führen in der Regel zum Aussteigen des Lernenden.
Will man Seiten aus dem Internet, die die speicherplatzsparenden Vorgaben
erfüllen, als Ausdrucke in Form von Folien oder Arbeitsblättern
im herkömmlichen Unterricht nutzen, kann man keine höheren Anforderungen
bezüglich Feinheit und Auflösung der Abbildungen verlangen und
muss das grobere Raster der Internet-Materialien in Kauf nehmen.
4 Der praktische Einsatz im Unterricht
Klassen, die bereits über Kenntnisse in informationstechnischer Grundbildung
verfügen, kann man fast allein mit der Kenntnis der aufzurufenden
Adresse (URL) auf die Selbstlernmaterialien loslassen. Jedoch sollte
man unbedingt darauf hingewiesen haben, dass dies keine Computerspiele
sind, die man möglichst schnell hinter sich bringen, dass alles gründlich
durchgelesen und durchgearbeitet werden soll, dass manche Informationen
"versteckt" als Ergänzung in den Antwortdialogboxen oder den Mausabtastbildern
zu finden sind und die Lückentexte und Quiz als Lernzielkontrolle
erst ausgeführt werden sollen, wenn man das Vorstehende gründlich
durchgearbeitet und gelernt hat.
Bei Klassen ohne Vorkenntnisse am Computer ist eine kurze Information
über die notwendigen Kniffe zur Bedienung des Betriebsystems und des
Internetbrowsers und die entsprechende Einübung in einer vorausgehenden
Unterrichtsstunde notwendig.
Je nach Gruppengröße läßt sich das Lernen mit
den Selbstlerneinheiten in Partner- oder Einzelarbeit verwirklichen, wobei
jede Form spezielle Vor- und Nachteile besitzt.
Beim Einsatz der Materialien in Unterrichtsversuchen in Klassenstufen
von 5 bis 12 zeigte sich, dass kürzere Einheiten, die in ein bis zwei
Stunden durchgearbeitet werden können, besser geeignet sind als die
längeren Einheiten. Selbst die Schüler der Klasse 5 brauchten
nach der vorhergegangenen Einführung nur wenige Hilfen, um mit den
Selbstlerneinheiten zu lernen.
5 Bewertung dieser speziellen Art der Internetnutzung
Während ein Schüler im Klassenzimmer z.B. beim Frontalunterricht
pro Schulstunde nur im Sekunden- bis Minutenbereich mit aktiven Beiträgen
am Unterrichtsgeschehen teilnehmen kann, wird er im Computerraum deutlich
mehr beteiligt. Außerdem kann er seine Lerngeschwindigkeit individuell
bestimmen, für schwierige Stellen mehr Zeit aufwenden, Unverstandenes
nochmals anschauen oder seinen Lehrer fragen, der ja, wenn die Programme
bei allen Schülern laufen, Zeit für individuelle Fragen einzelner
Schüler hat. Eigentlich könnte der Schüler bei der gründlichen
und durchdachten Strategie und den positiven Eigenschaften dieser interaktiven
Selbstlernmaterialien die Chance haben, sehr viel mehr und besser zu lernen
als in herkömmlichem Unterricht. Jedoch ist auch herkömmlicher
Unterricht in der Regel gut durchdacht und durchstrukturiert und dennoch
schalten zwischendurch Schüler ab und bekommen Teile des Unterrichts
nicht mit. Warum sollte das am Computer anders sein. Es wird hier zwar
jedem Schüler die Chance geboten, sie wird jedoch nicht von allen
Schülern optimal genutzt werden. Von daher sind im Computerraum
nicht unbedingt bessere Ergebnisse als sonst zu erwarten. Letztlich entscheidet
jeder Schüler aufgrund seiner Fähigkeiten und Motivation selbst,
wie gut und auf welchem Lernweg er lernen kann.
Befragungen der Schüler zeigen, dass die Mehrheit der
Schüler am Computer nicht unbedingt besser aber auch keinesfalls
schlechter zu lernen glaubt, dass es aber sehr viel mehr Spaß macht
als im herkömmlichen Unterricht. Somit sind die interaktiven Selbstlerneinheiten
zumindest ein interessanter und sehr beliebter Methodenwechsel.
Manche mir unbekannte Schüler, die mit dieser Methode aus dem
Internet besser lernen als beim herkömmlichen Unterricht in der Schule,
lassen mich das gelegentlich durch eMails wissen.
Die hier vorgestellte Art der Internetnutzung ist wohl eine sehr spezielle
und eigentlich eher bei der Nutzung von Multimedia-CDs zu erwarten. Die
interaktiven Einheiten funktionieren jedoch mit den Techniken und Methoden
des Internets. Warum sollte man sie dann nicht über des Internet nutzen?
Warum sollte man sie nicht Kollegen zum Einsatz im Unterricht zur Verfügung
stellen? Warum sollte man nicht Schülern die Möglichkeit geben,
im Internet konkret Verwertbares für ihr Lernen zu finden?
6 Allgemeine Bemerkungen zu Materialien im Internet
Die Nutzung des Internets in der Schule und für die Schule ist allerdings
nur sinnvoll, wenn auch schülergemäße Informationen und
Materialien zur Verfügung stehen. Solche Materialien
befinden sich nicht automatisch im Internet sondern müssen erst
von interessierter Seite eingebracht werden. Hier wäre eine noch intensivere
Förderung hilfreich.
Sucht man Materialien für den Unterrichtseinsatz, so entspricht
das in der Regel dem Suchen der Nadel im Heuhaufen. Relativ leicht und
schnell wird man fündig, wenn man gleich in den großen Link-Datenbanken
für Unterrichtsmaterialien wie beim DBS: Deutscher Bildungsserver[6]
oder der ZUM: Zentrale für UnterrichtsMedien im Internet
[7] sucht.
Interessante und für den Unterricht nutzbare Materialien sollte
man deshalb in diesen Datenbanken anmelden. Das darf jeder, ob Autor
oder Internet-Nutzer, der zufällig auf diese Materialien gestoßen
ist.
7 Übersicht über die zur Verfügung stehenden Selbstlernkurse
Seit 1997 haben sich auf meiner Internetseite [1],
die mir vom EDUVINET-Projekt [8] (Education
via Internet-Projekt) zur Verfügung gestellt wurde, schon einige recht
brauchbare Selbstlernkurse angesammelt. Diese Materialien sind praktisch
meine Vorbereitung für den Unterricht in Form von programmiertem Lernen.
Die meisten Einheiten wurden bereits im Unterricht getestet. Nicht alle
sind ausgereift. Sie werden nach und nach weiter verbessert und ergänzt.
Diese Einheiten sind frei im Internet zugänglich und können von
jedermann kostenlos genutzt werden:
Anwahlen seit 25.01.2001